Gewerkschaftler kritisieren: Dumpinglöhne können nicht die Alternative sein – Tarifgebundene Betriebe werden immer weniger
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB berichtet, dass Nachforschungen zu Folge immer weniger Menschen in tarifgebundenen Betrieben arbeiten. Demnach betrug die Zahl der Arbeitnehmer mit branchenbezogenen Tarifverträgen im Jahr 2009 nur etwas mehr als die Hälfte der Gesamtbeschäftigungszahl. Vor 13 Jahren lag diese Zahl noch bei fast 70%. Zur Erhebung diesbezüglicher Daten wurden in 15.000 Betrieben Umfragen durchgeführt.
Die Tatsache, dass in Deutschland tarifgebundene Betriebe immer weniger werden, stößt nicht gerade auf Begeisterung, zumindest nicht auf Seiten der Arbeitnehmer. Andrea Nahles, Generalsekretärin der SPD, bezeichnete es als Skandal, dass in Deutschland Betriebe immer öfter auf Dumpinglöhne setzten anstatt ordentliche Tarifverträge auszuhandeln. Sie warnte davor, dass ein solches Vorgehen den sozialen Frieden gefährde. Nahles weiter: "Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass Tarifverträge leichter allgemeinverbindlich werden können. Dass das funktioniert, zeigt der internationale Vergleich: In vielen westeuropäischen Staaten ist der Anteil tarifgebundener Beschäftigung wesentlich höher als in Deutschland."
Denn es profitieren nicht nur die Arbeitnehmer, die in diesen branchenbezogen tarifgebundenen Betrieben arbeiten, von den Tarifverträgen, sondern auch Mitarbeiter solcher Firmen, die sich an dem jeweiligen Branchentarifvertrag orientieren. So profitieren indirekt rund ein Fünftel aller Arbeitnehmer von Tarifverträgen, auch wenn sie selbst gar keinen Tarifvertrag unterzeichnet haben. Knapp über 21% der Arbeitnehmer arbeiten nach Branchentarifvertrag, weitere 11% nach Firmentarifverträgen, die zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaft verhandelt wurden.