Bis zu 1,5 Millionen Menschen sind abhängig von den riskanten Mitteln wie Schlaf- und Beruhigungsmitteln.
Aktuelle Daten die der Gesundheitsdienstleister “Insight Health” der “ZEIT” zur Verfügung gestellt hat, lassen erschrecken. Es werden stetig mehr Rezepte für süchtig machende Schlaf- und Beruhigungsmittel ausgestellt, im letzten Jahr wurden mehr als 18,7 Millionen dieser Arzneien ausgegeben, die bei längerer Einnahme zur Sucht führen können. Nach Wissenschaftler Gerd Glaeske kann in Deutschland davon ausgegangen werden, dass 1,2 bis 1,5 Millionen Menschen von den Mitteln abhängig sind, die überwiegend von Hausärzten oder Internisten verschrieben werden
Mehr Verordnungen als Privatrezept
Nur in 18,5 Prozent werden die Rezepte von den zuständigen Nervenärzten ausgefüllt. Nach Berichten der “ZEIT” stieg die Anzahl der Privatrezepte, es werden immer weniger Kassenrezepte ausgestellt. Obwohl die Patienten eigentlich von einem Facharzt für Nervenheilkunde betreut werden müssten, wurden die Mittel in 70 Prozent der Fälle von Internisten und Allgemeinärzten verordnet. Weiterhin haben die Berechnung nach der “ZEIT” eine ungleiche Verteilung bei der Verschreibung abhängig machender Schlaf- und Beruhigungsmittel ergeben. Im Saarland, in Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg wurden die meisten Medikamente ausgegeben. Den geringsten Bedarf hatten die Einwohner von Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Zusammenhang zwischen Schlafmitteln und erhöhter Todesrate
Eine aktuelle Studie britischer Forscher zeigt auf, wie gefährlich die dauerhafte Einnahme von Schlaf- und Beruhigungsmitteln ist. Über sieben Jahre wurden von Wissenschaftler Scott Weich von der Universität Warwick und seinem Team knapp 35 000 Erwachsene ab 16 Jahren beobachtet, die zum ersten Mal diese Mittel einnahmen. Beim Vergleich von Daten der Personen, die keine Arzneien eingenommen hatten ergab sich folgendes Ergebnis: Bei je 100 Probanden zwischen 35 bis 75 Jahren, die Schlaf- oder Beruhigungsmittel eingenommen hatten, lag die Sterblichkeitsrate im Laufe der Jahre um vier Menschen höher als in der anderen Gruppe.
Die Forscher im Fachmagazin “British Medical Journal” erklären, dass diese Ergebnisse mit dem früheren Nachweis eines statistisch und klinisch signifikanten Zusammenhangs zwischen anxiolytischen und hypnotischen Arzneimitteln und Mortalität übereinstimmen. Allerdings geben sie zu bedenken, dass sich die Ergebnisse wie bei allen Untersuchungserkenntnissen aufgrund nicht gemessenen und verbleibenden Störfaktoren verschieben könnten.